Im Kampf um die Zukunft des Euros haben die Euroländer ein bis zu 750 Milliarden Euro umfassendes Rettungsprogramm aufgelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) flankiert das Paket mit dem für sie ungewöhnlichen Beschluss , Anleihen schwer angeschlagener Eurostaaten aufzukaufen. Dies hatte sie bisher abgelehnt.

Woher kommt die Kehrtwende?

Die Euroländer und die EZB reagieren mit den Maßnahmen auf den gewaltigen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen in den vergangenen Wochen. Angesichts drohender Zahlungsprobleme Griechenlands waren zunächst die Zinsen auf griechische Papiere kräftig gestiegen. An den Finanzmärkten wuchs aber auch die Sorge, dass in Portugal und Spanien ebenfalls ein Zahlungsausfall droht, also sprangen auch deren Risikoaufschläge nach oben.

Die Politik fürchtete eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Aus Angst vor Staatspleiten treibt der Markt die Zinsen hinauf, womit ein Staat aber immer größere Schwierigkeiten hat, seine Schulden zu bedienen – und dann kommt die Pleite womöglich erst recht. Die jetzt beschlossenen Interventionen sollen daher Spekulationen eindämmen, die Märkte beruhigen und damit die Renditen drücken. Michael Schubert, Ökonom der Commerzbank, weist allerdings darauf hin, dass dies ein Trial and Error -Prozess sei: Niemand wisse genau, wo das "fundamental gerechtfertigte" Zinsniveau liegt.

Was wird die EZB kaufen?

Erst vor einer Woche hatte Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet angekündigt, griechische Anleihen auch mit schlechter Bonität als Sicherheit zu akzeptieren. Nun geht die Notenbank noch einen Schritt weiter: Aus Furcht vor einem Zerfall der Eurozone will sie zur Not nun sogar Anleihen hoch verschuldeter Euroländer kaufen. Der EU-Vertrag verbietet ihr, direkt Staatsanleihen von einer emittierenden Regierung zu erwerben. Sie kann also nur am sogenannten Sekundärmarkt Papiere aufkaufen. Die EZB kündigte an, am öffentlichen und privaten Anleihemarkt in großem Stil aktiv zu werden.

Um welches Volumen geht es?

Auf den Umfang hat sich der EZB-Rat aber noch nicht festgelegt. Commerzbank-Ökonom Schubert zieht einen Vergleich zu der US-Notenbank Fed und der Bank of England (BoE), die in der Finanzkrise in großem Maßstab eigene Staatsanleihen gekauft haben. Im Euroraum stehen laut Schubert Staatsanleihen der als besonders gefährdeten Länder Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland in einem Volumen von 2200 Milliarden Euro aus. Sollte die EZB einen ähnlichen Anteil aufkaufen wie die Bank of England, müsste sie rund 600 Milliarden Euro bereitstellen. "Verhält sie sich wie die Fed beim Staatsanleihenkauf, so wären es nur 110 Milliarden Euro." Der Volkswirt räumt allerdings ein, dass der Vergleich hinkt, da die Zielsetzung bei Fed und BoE eine andere war.